Erdgeschoßzonen, die zu Lagerabteilen werden

Wohnraum ist teuer, Stauraum kommt oft zu kurz. Local Storages entwickeln sich zum Geschäftsmodell

Local Storages sind nicht gerade das, was einem zur vieldiskutierten “Belebung der Erdgeschoßzone” als Erstes in den Sinn kommt: Gleich neben einem Sozialmarkt und einem Diskonter in der Neustiftgasse, unter einem Fitnesscenter und hinter einer unscheinbaren Tür, können Menschen aus den umliegenden Häusern das lagern, was in ihren Wohnungen keinen Platz findet. Zwischen einem und zwölf Quadratmeter groß sind die Lagerabteile, die online ab 30 Euro pro Monat angemietet werden können – zumindest theoretisch, denn derzeit sind alle 104 vermietet. Und, wie ein Blick durch den Türspalt beweist, sind sie bis oben hin mit Säcken und Kisten angefüllt.

Steigender Bedarf

Wer hier rein will, der muss neben der Tür einen Code eingeben. Markus Kitz-Augenhammer, Vorstand der Immobilienrendite AG, der ein Großteil des Gebäudes gehört, kennt ihn natürlich. Er führt durch den langen Gang in den hinteren Bereich des Gebäudes. Einst war hier eine Druckerei, dann standen die Flächen jahrelang leer, erzählt er. Weil es keine Fenster und daher kein Tageslicht gibt, gab es für die Flächen nicht viele Nutzungsmöglichkeiten. Der steigende Bedarf an Lagerflächen macht Local Storages zu erfolgversprechenden Geschäftsmodellen – das sagt auch der Architekt Erik Testor (siehe Artikel “Wie die User wohnen wollen”), der meint, dass großzügig anmutende Wohnungen oft auf Kosten von Stauraum geplant werden. “Die Preise für Wohnungen sind so hoch, dass die Menschen keinen Quadratmeter als Lagerraum nutzen wollen”, sagt Kitz-Augenhammer. Außerdem wollten die Menschen nicht das Gefühl vermitteln, eine “vollgeräumte” Wohnung zu bewohnen – und Kellerabteile seien oft feucht. Standorte gesucht Den erhöhten Bedarf haben laut Sonja Kaspar von Otto Immobilien auch Hauseigentümer bereits erkannt, die Erdgeschoßzonen von Wohnbauprojekten mit Self-Storage-Abteilen ausstatten und diese an Mieter oder externe Platzsuchende vermieten wollen. “Der Normallfall ist, dass aus zwei Haushalten einer wird oder jemand für einige Zeit ins Ausland geht”, sagt Kitz-Augenhammer. Im Lager in der Neustiftgasse würden beispielsweise relativ viele Schallplatten gelagert, glaubt er. Mittlerweile betreibt die Immobilienrendite AG ein zweites Lager im 5. Bezirk, in den nächsten Wochen soll ein weiteres im 8. Bezirk eröffnet werden. Und innerhalb des Gürtels wird nach weiteren Standorten gesucht. Wirklich belebend wirkt sich so eine Lagernutzung auf die Erdgeschoßzone natürlich nicht aus – das räumt auch Kitz-Augenhammer ein. “Das Problem ist, dass die Belebung dieser Erdgeschoßzonen einfach nicht funktioniert.” Viele leerstehende Erdgeschoßflächen seien in Bauten aus den 50ern, 60ern oder 70ern und hätten daher hohe Betriebskosten – für Menschen in prekären Berufen, wie zum Beispiel Künstler, sei das nicht leistbar.

Benefit für Anrainer

Jutta Kleedorfer von der MA 18 (Stadtentwicklung und Stadtplanung) setzt sich seit langem für eine Zwischennutzung von leerstehenden Flächen ein. Auch sie bemerkt die steigende Nachfrage an Stauraum. Was sie von den Lagerabteilen im Erdgeschoß hält? “Das ist eine schwierige Frage”, sagt sie. “Die ganz leeren Flächen öden mich aber am meisten an.” Sie würde sich wünschen, dass “diese Lager dann nicht aussehen wie ein Mistraum, sondern dass es einen gewissen Benefit gibt” – etwa, indem in den Schaufenstern der Local Storages die Arbeit von Künstlern ausgestellt wird.

Links

Downloads

Facebooktwitterredditlinkedinmail